ANWENDUNG DES LEITFADENS

Integration der Eco Design-Abläufe in den Managementprozess

Dem Grundverständnis folgend, dass Eco Design eine weitere Kernanforderung gleicher Bedeutung darstellt, muss die Entwicklung und Umsetzung einer Eco Design-Strategie ein integraler Bestandteil im gesamten Management des Verpackungs-Designs und der entsprechenden Entscheidungsprozesse im Unternehmen werden. Dafür bedarf es einer grundsätzlichen Entscheidung des Top-Managements.

In der Praxis von Verpackungsprojekten muss die umweltbezogene Optimierung damit immer parallel zu der Vielzahl der weiteren Optimierungsbestrebungen in den anderen Anforderungsbereichen erfolgen.

Das bedeutet, dass meist wiederholte Prüfungen der umweltbezogenen Verbesserungsmöglichkeiten notwendig werden, da sich die Ausgangsvarianten der Verpackung aufgrund von Optimierungen in anderen Anforderungsübereichen im Projektverlauf verändern.

Die folgende Grafik zeigt diese Parallelität der verschiedenen Optimierungsprozesse:

Die Integration der „Umweltbezogenen Optimierung“ (Eco Design) in den Management-Prozess konkreter Verpackungsprojekte umfasst dann zumindest die nachfolgenden fünf Schritte, die ggf. mehrfach, rekursiv durchlaufen werden müssen.

Die durchgeführten Arbeitsschritte und die dabei getroffenen Entscheidungen sind im Sinne eines „Stage Gate“ Prozesses für jedes Eco Design-Projekt systematisch zu dokumentieren, um einerseits die internen Abläufe kontinuierlich weiter zu verbessern und anderseits als Grundlage einer transparenten und glaubwürdigen Kommunikation gegenüber Kunden dienen zu können.

Für ein Eco-Design Verpackungsprojekt ist es entscheidend, dass in einem ersten Schritt definiert wird, welche konkreten Umweltwirkungen (also z. B. Klimawandel, Verlust an Biodiversität oder Littering-Problematik) während des Projektes adressiert werden sollen.

Darüber hinaus sind Prioritäten zwischen diesen verschiedenen Umweltzielen festzulegen, wobei auch die Umweltpolitik des Unternehmens und mögliche umweltrelevante Markenbotschaften des Füllgutes zu beachten sind.

Dieser erste Schritt sollte in einer sehr frühen Phase, z. B. der Strategiephase des Projektes erfolgen.

Zur weiteren Operationalisierung der im ersten Schritt definierten und priorisierten Umweltziele sind passende Eco Design-Strategieelemente auszuwählen, wie sie z. B. in diesem Leitfaden vorgeschlagen werden.

Die für das Verpackungsprojekt vorgegebenen grundlegenden Festlegungen sind auszuwerten, um für den Eco Design-Prozess ambitionierte aber auch machbare Zielgrößen für die verschiedenen Umweltziele festzulegen.

Die ausgewählten Strategieelemente und die quantifizierten Zielgrößen bilden den Kern der Eco Design-Strategie des Projektes und damit eine der Vorgaben für die kreative Ideenfindung, z. B. in der Ideationsphase im Verpackungsprojekt.

Im dritten Schritt wird die festgelegte Eco Design-Strategie auf die aus der Ideenfindung resultierenden Verpackungsalternativen angewendet. Dafür werden die verschiedenen Optimierungsansätze der ausgewählten Strategieelemente schrittweise geprüft und ggf. umgesetzt.

Dabei ist jeweils zunächst zu prüfen, ob sich Optimierungen auf der Systemebene umsetzen lassen bevor dann Verbesserungen an der Verpackung in den Fokus genommen werden. Die einschlägigen Checklisten dieses Leitfadens unterstützen einen solchen strukturierten Verbesserungsprozess.

Sollten Widersprüche zwischen unterschiedlichen Optimierungsmöglichkeiten deutlich werden, so sind diese für die nachfolgenden Entscheidungsschritte kenntlich zu machen.

Nach Abschluss von Prüfung und Optimierung des Eco Design (Schritt 3) sind die resultierenden Verpackungsvarianten im Hinblick auf ihre Umweltwirkungen zu prüfen und diese Ergebnisse mit den zuvor gesetzten Zielvorgaben (Schritt 2) abzugleichen.

Für diese Prüfungen kann z. T. auf einschlägige Bewertungsinstrumente zurückgegriffen werden. Mit Blick auf Umfang und Stellenwert des jeweiligen Projektes kann hier auch eine teilweise (lediglich) qualitative Bewertung ausreichend sein.

Sollte keine der geprüften Verpackungsalternativen die gesetzten Zielvorgaben erfüllen, so ist zu prüfen, ob die grundlegenden Festlegungen für das Projekt entsprechend abgeändert werden können (Rücksprung zum Schritt 2). Gibt es hier keine Spielräume, so sind möglicherweise die gesetzten Umweltziele abzuschwächen.

Identifizierte Zielkonflikte sind transparent zu machen und unter Beachtung der umweltbezogenen Prioritätensetzung einer Entscheidung zuzuführen

Eine verantwortliche Kommunikation sollte eindeutig, ausgewogen und faktenbasiert sein. Deshalb sollten gemeinsam mit anderen Markenbotschaften nur signifikante Umweltverbesserungen kommuniziert werden. Dabei sind etablierte Standards für die Umweltkommunikation zu beachten.

Verlagerungen von Umweltbelastungen in andere Wirkungsbereiche oder auf andere Lebenszyklusstufen sind transparent zu machen.
Eine strukturierte Dokumentation der durchgeführten Optimierungsschritte ermöglicht substanzielle Antworten auf Anfragen von Konsumenten oder anderen Interessengruppen.

Diese Dokumentation sollte sowohl alle getroffenen Entscheidungen und erreichten Resultate als auch die identifizierten Hürden für noch weitergehende Optimierungen beinhalten.

Die Grafik zeigt wie sich diese fünf Eco Design-Schritte in einen typischen Prozess eines Verpackungsprojektes (hier einem sogenanntem „Stage-Gate Prozess“) einfügen.

Eco Design Projektablauf

DER UMGANG MIT ZIELKONFLIKTEN

Im Verlauf eines Eco Design-Projektes können Konflikte zwischen verschiedenen Optimierungsansätzen deutlich werden. Während in einigen Fällen die Optimierungen verschiedener Umweltaspekte Hand in Hand gehen, kann in anderen Fällen die Optimierung eines Aspektes zu gegenläufigen Effekten im Hinblick auf einen anderen Umweltaspekt führen (z. B. die Gewichtsreduzierung gegen die Steigerung der Recyclingfähigkeit). In solchen Fällen muss durch den Management-Prozess ein Ausgleich gefunden werden.

Produktökobilanzen bzw. Lebenszyklusanalysen (LCA) können hier den Vergleich verschiedener Verpackungsvarianten im Hinblick auf definierte Umweltwirkungskategorien (wie z. B. die Klimawirkung oder der Verbrauch natürlicher Ressourcen) unterstützen. Allerdings müssen dabei die Grenzen von Ökobilanzen beachtet werden. So ist z. B. das Littering unzweifelhaft ein wichtiger Umwelteffekt, aber er wird von Ökobilanzen nicht erfasst und muss deshalb gesondert betrachtet werden. Auch sind die Ergebnisse von LCA-Werkzeugen vielfach nur für bestimmte geografische Regionen gültig.

Weiterhin handelt es sich bei der Minimierung der Umweltwirkungen durch Eco Design um ein multidimensionales Ziel. Da die verschiedenartigen Umweltwirkungen kein klar definiertes hierarchisches Zielsystem darstellen, gibt es keine rein wissenschaftliche Methode um Konflikte zu lösen, die sich aus einer Verlagerung der Belastungen aus einem Wirkungsbereich in einen anderen ergeben (z. B. einer Klimawirkung versus eines Verlustes an Biodiversität).

Dessen ungeachtet müssen Zielkonflikte innerhalb des Eco Design-Prozesses aber transparent gemacht und mit Referenz auf die vorab definierten Ziele des Design Projektes durch entsprechende Entscheidungen “gelöst” werden. (Schritt 4 im Eco Design-Prozess). In Abhängigkeit von der Komplexität der jeweiligen Zielstellungen können entweder tabellarische Darstellungen oder aber sogenannte „Spinnendiagramme“ dabei helfen, die Vor- und Nachteile der in Frage stehenden Verpackungsvarianten transparent zu machen.

Verpackung Plastik Mindmap

Mit Blick auf die Reduzierung der Komplexität solcher Entscheidungsprozesse ist es hilfreich, wenn für das jeweilige Verpackungsprojekt neben den umweltbezogenen Optimierungszielen auch entsprechende Mindestanforderungen formuliert werden (Schritt 1 & 2 im Management-Prozess).

Neben Konflikten zwischen verschiedenen Umweltzielen können innerhalb des Eco Design-Prozesses auch Konflikte mit anderen Kernanforderungen wie z. B. der Gebrauchstauglichkeit, der Marketing-Funktion oder den Kosten auftreten. Diese Konflikte können prinzipiell in der gleichen Art und Weise behandelt werden.

INFORMATIONEN ZUM LEITFADEN